LAPO
Lapo
Eine Geschichte über Agrarlandschaften und Zugvögel
Lapo ist der lokale Name für eine weite Ebene, die landwirtschaftlich intensiv genutzt wird. In der Pflanzsaison bedecken riesige Reisfelder das Land – doch im Winter verwandelt sich diese Gegend in ein bedeutendes Ziel für Zugvögel, die aus dem Norden, insbesondere aus Russland, in den Süden ziehen. Diese Vögel ernähren sich von den Überresten der Ernte, Körnern, Insekten und Würmern und brüten teilweise auch in der Region.
Unter den gefiederten Gästen finden sich Enten verschiedener Arten, Störche, Schwäne, Flamingos, Pelikane und Dutzende andere Wildvögel. Doch durch intensive Jagd und illegalen Handel sind viele dieser Arten nahezu verschwunden. Heute beschränken sich die Beobachtungen größtenteils auf eine einzige Art, die lokal „Perela“ genannt wird und im Persischen „Tschangar“ (Blesshuhn) heißt.
Das Dorf Zarrinkola und der Lebensstil seiner Bewohner
Die Bewohner von Zarrinkola, einem Dorf inmitten dieser Landschaft, leben seit Generationen von Landwirtschaft, Fischfang und traditioneller Vogeljagd. Nach Ankunft der Zugvögel begeben sich die Dorfbewohner – unter Beachtung bestimmter Regeln – für eine begrenzte Zeit auf nächtliche Jagd. Je nach Zahl der Vögel jagen sie ein- bis zweimal pro Woche. Dafür verwenden sie spezielle Ausrüstung und eigene Begriffe.
Ein zentrales Werkzeug ist ein schmaler, hölzerner Einbaum, der lokal „Nou“ genannt wird. Dieses Boot bietet Platz für drei Personen: einen Ruderer, einen Schützen und eine dritte Person, die ein handgefertigtes Instrument namens „Tasch Katan“ mit sich führt – ein Gerät, das laute Geräusche zur Abschreckung erzeugt.
Jagdmethoden und lokale Begriffe
Am Bug des Boots befindet sich eine lichtstarke Petroleumlampe, die die durch das Geräusch verängstigten Vögel blendet – so dass der Jäger sie leichter erlegen kann. Die Dorfbewohner nennen dieses nächtliche Jagdritual „Suchla“ – zusammengesetzt aus „Such“ (Licht) und „Tschela“ (nächtliche Jagd).
Neben Lapo befindet sich auch das kleine, malerische Feuchtgebiet „Andon“, das über Jahre hinweg ebenfalls als Suchla-Ort diente, heute jedoch durch Profitgier und Misswirtschaft stark beschädigt ist.
Das große Jagdfest und seine ökologischen Folgen
Nach mehreren Wochen nächtlicher Jagd wird eine Pause eingelegt, damit sich wieder mehr Vögel im Gebiet versammeln. Dann bereiten sich die Jäger auf das große Tagesjagdfest vor: die „Qorogh-Schekani“ – was wörtlich „Schutzgebietsbruch“ bedeutet. Dabei wird Lappo umzingelt, und fast alle „Tschangar“-Vögel werden gefangen oder getötet.
Diese dramatischen und traurigen Szenen haben sich besonders nach dem Jahr 2000 verstärkt, als nicht-heimische Jäger in großer Zahl in die Region kamen. Die Schäden an den Lebensräumen waren erheblich, und die Umweltbehörden konnten dem kaum etwas entgegensetzen.
Dokumentation von Tradition und Umweltkrise
Die erste filmische Dokumentation über Lapo stammt aus den 1980er Jahren, als das Regionalfernsehen von Mazandaran einen kurzen Bericht ausstrahlte. Ab 1998 jedoch begann der Autor dieses Berichts selbst mit der detaillierten Dokumentation. Durch ein fünfjähriges Leben vor Ort und das Vertrauen der Einheimischen gelang ihm eine umfassende Reportage, die die kulturellen Rituale, aber auch die ökologischen Bedrohungen aufzeigt.
Fazit
Lappo ist ein Symbol für das empfindliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur in einer Agrarlandschaft, die heute unter starkem Druck steht. Der Erhalt dieser wertvollen Lebensräume und der Schutz der Zugvögel erfordern verantwortungsbewusstes Handeln – sowohl von den Behörden als auch von den lokalen Gemeinschaften. Nur so kann dieses Naturerbe für kommende Generationen bewahrt werden.
Mit Dank
Dariush Azarang
Video Studio 98

Lapo
01,32 min | Persisch | Mazandaran IRAN
Eine Geschichte über Agrarlandschaften und Zugvögel
Lapo Part 1
21,26 min | Persisch | Mazandaran IRAN
Eine Geschichte über Agrarlandschaften und Zugvögel
Lapo Part 2
42 min | Persisch | Mazandaran IRAN
In diesem Teil des Videos zeigen wir Aufnahmen aus dem Dorf und seiner Bewohner, während wir sie auf ihrem Weg zur Jagd auf wilde Zugvögel im Dorfsumpf begleiten. Anschließend filmen wir ihre Fahrt mit hölzernen Booten in Richtung der Region Lepo. Am Ende schließen wir uns einer Gruppe junger Männer an, die in der Umgebung von Lepo auf die Jagd gehen.
Lapo Part 3
39:12 min | Persisch | Mazandaran IRAN
In diesem Teil des Videos begleite ich lokale Jäger und fahre mit ihnen in einem hölzernen Boot hinaus. Die nächtliche Reise dauert bis in die frühen Morgenstunden, während ich ihren Fang, der als "Suchla" bekannt ist, filme. Diese Erfahrung bietet einen Einblick in das Leben und die Fähigkeiten traditioneller Jäger, und ich halte besondere Momente dieser nächtlichen Jagdabenteuer fest.
Lapo Part 4
23:28 min | Persisch | Mazandaran IRAN
Dokumentation der Traditionen und Umweltprobleme
Die erste Dokumentation dieser Jagd und insbesondere von Lَapo stammt aus den 1980er Jahren, als das Provinzfernsehen von Mazandaran einen kurzen Bericht darüber ausstrahlte. Dieser Bericht war jedoch sehr kurz und unvollständig. Seit 1998 entschied sich der Autor dieses Artikels, eine umfassende Dokumentation über diese Ereignisse zu erstellen. Durch das Leben vor Ort und den engen Kontakt mit den Bewohnern gelang es ihm, innerhalb von fünf Jahren einen vollständigen und detaillierten Bericht über diese Tradition zu erstellen. Diese Dokumentation verdeutlicht die Umweltprobleme, die durch exzessive Jagd verursacht werden, und betont die Notwendigkeit des Schutzes dieser Lebensräume.
Lapo Part 5
20:55 min | Persisch | Mazandaran IRAN
Schlussfolgerung
Lَapo ist ein Symbol für die Interaktion zwischen Mensch und Natur in einer landwirtschaftlichen Region, die mit ernsten Umweltproblemen konfrontiert ist. Der Schutz dieser Lebensräume und der Zugvögel erfordert ernsthafte und verantwortungsvolle Maßnahmen seitens der Umweltorganisationen und der örtlichen Gemeinschaft, um dieses Naturerbe für künftige Generationen zu bewahren.